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National – postnational – transnational? Neuere Perspektiven auf die deutschsprachige Gegenwartsliteratur aus Mittel- und Osteuropa
Hrsg. v. Renata Cornejo, Sławomir Pintek und Sandra Vlasta

 [= Aussiger Beiträge. Germanistische Schriftenreihe aus Forschung und Lehre; 6], 2012
ISSN 1802-6419, ISBN 978-3-7069-0726-2 (Praesens)
319 Seiten

Die Tendenzen und Entwicklungslinien innerhalb der Literatur eingewanderter AutorInnenkönnen in Bezug auf unterschiedliche Koordinatensysteme beobachtet und analysiert werden. Einerseits sind sie gekoppelt an neuere Kulturkonzepte, wie jene einer globalen ›Melange‹ (S. Rushdie), von ›Kreolisierung‹ (U. Hannerz), ›kulturellem Synkretismus‹ (M. Canevacci), ›globaler Crossover-Kultur‹ (J. Nederveen Pieterse), ›Hybridität‹ (S. Hall, H. Bhabha), ›Interkulturalität‹ (A. Wierlacher, C. Chiellino),  ›Transkulturalität‹ (W. Welsch) u. a., die den veränderten politischen, sozialen, wirtschaftlichen und demographischen Bedingungen der letzten Jahrzehnte gerecht zu werden versuchen. Andererseits wird die Literatur von Einwanderern als eine der  Erscheinungen gesehen, die einen Umbruch in der herkömmlichen nationalkulturellen Meistererzählung bewirken.

Zwischen diese beiden Problemstellungen ist die Perspektive der vorliegenden Nummer der Aussiger Beiträge eingespannt. Der Fokus liegt auf AutorInnen aus Ost- und Mitteleuropa, die aus unterschiedlichen Gründen zu verschiedenen Zeitpunkten in ihrem Leben in den deutschsprachigen Raum eingewandert sind und die Deutsch, obwohl nicht ihre Erstsprache, als ihre Literatursprache gewählt haben (wie Melinda Nadj Abonji, Carmen Francesca Banciu, Artur Becker, Maxim Biller, Dimitré Dinev, Jan Faktor, Ota Filip, Catalin Dorian Florescu, Terézia Mora, Erica Pedretti, Ilma Rakusa, Doron Rabinovici, Saša Stanišic, Michael Stavarič, Vladimir Vertlib, Aglaja Veteranyi).
Die Aufmerksamkeit gilt in den Beiträgen theoretischen, ästhetischen und poetologischen Fragestellungen, insbesondere der Sprache, dem Transfer von Kulturbildern und der Wahrnehmung der Welt, wobei der kulturelle Hintergrund der Herkunftsländer unabdingbar in den analytischen Ansatz mit einbezogen wird. Untersucht wird einerseits, welche Implikationen das Zielland innerhalb des deutschsprachigen Raumes hat (Deutschland, Österreich oder die Schweiz), andererseits das Konzept einer postnationalen deutschsprachigen Literatur im Hinblick auf seine Gültigkeit und Verbindlichkeit im Spannungsfeld zwischen politischem Postulat, theoretischer Reflexion und gesellschaftlicher Praxis.

Beiträger/innen: Veronica Buciuman, Renata Cornejo, Joanna Drynda, Susanne Düwell, Vesna Kondrič Horvat, Jerzy Kałażny, Marek Nekula, Dana Pfeiferová, Sławomir Piontek, Inga Probst, Hannes Schweiger, Bettina Spoerri, Claudia Tatasciore, Sandra Vlasta, Norbert Wichard